In meinem ganzen bewussten Leben klettere ich,
klettere und klettere…Ich setze mir absichtlich verrückte Ziele und erklimme
sie, komme, was wolle! Manchmal gehe ich nur, aber manchmal schwebe ich
über einen Abgrund und klamme mich mit meinen Fingerspitzen an etwas. Mein
Leben kommt mir vor, als wenn es immer an den Fingerspitzen hinge… Für viele Jahre waren "klettern", "hinaufklettern"
und andere, nur exakte Worte für mich, dabei haben diese auch eine
sinnbildliche Bedeutung. Aber wie fühlt es sich beim wirklichen Klettern an der
Felswand an? Heute habe ich mich entschlossen, es zu versuchen... und flüchtete
geradewegs zur Kletterhalle.
Obwohl ich völlig verrückt bin (im ganzen Kopf
verrückt?), schätze ich meine realen Möglichkeiten vernünftig ein. Für mich war
absolut klar, dass jemand, der im Rollstuhl geboren war, nicht an Felswänden
klettern kann. Aber da die Kletterhalle in meiner "Traumliste" stand... so... Träume bestehen, um in Erfüllung
zu gehen!
Als ich dort ankam, stellte ich mir vor, dass
die Hakenwand steil sein würde, senkrecht zum Boden. Und was Art für ein Horror
ergriff mich, als ich hineinkam und sah, dass die Wand nicht nur steil war,
sondern sich auch zu mir beugte!!! "Wie schrecklich!" - dachte ich...
denn es gab noch so viel Fürchterliches in meinem Leben! Es ist auf keinen Fall
ein Hindernis für mich! So, im Geschirr festgezurrt und am Sicherheitsgurt
angeschnallt, trat ich meinen ersten Aufstieg an!
Adrenalin ist ein unglaublich starkes
Medikament, das sogar einen myasthenischen Körper dazu bringt, sich an kleinen
Wölbungen an der Wand zu klammern und hinaufzuklettern, ungeachtet aller
Prognosen und Gesetze der Medizin. Jetzt erinnere ich mich
fast nicht mehr daran, wie ich einen Griff bekam, wie ich klammerte oder mich
hinaufzog, ich erinnere mich nur an das wundervolle innere Gefühl
"geschieht es wirklich mit mir?!?" und das fanatische Verlangen
hochzuklettern. Und höher, immer
höher... Schritt für Schritt....
Zu sagen, dass es schwierig für mich war, sagt
nichts darüber aus, genauso wie meine Muskeln für solche heldenhaften Taten
ungeeignet wären. Aber ich wurde mit Adrenalin gefüllt und hörte auf den
fanatischen Drang meines Gehirns, so hoch wie möglich zu klettern. Sie (meine
Muskeln) bewegten mich mit Stöhnen und Knacken langsam an der Mauer entlang.
Eigentlich brachte ich diese Heldentat nur
einmal zustande. Nachdem ich vier Meter gestiegen war, konnte ich mich auch mit
Adrenalin nicht mehr an der "Höhlung" halten und fiel hinab... Die nächsten Versuche endeten
bei einer Entfernung von 50 Zentimetern vom Boden, und mit jedem neuen Versuch
war immer weniger Kraft in meinen Händen, aber ich versuchte hartnäckig, diesen
angestrebten Haken zu erreichen. Der Einweiser schlug
mir vor, dass ich nicht hinaufklettern solle, mich dennoch ein bisschen an der
Wand entlang zu bewegen, aber ich antwortete, dass ich nur an Höhen
interessiert sei. Auch, wenn diese Höhen nicht
erreichbar seien!
Zwischen meinen Versuchen, den Gipfel zu
bezwingen, rief ich mir ins Gedächtnis zurück, wie ich vor einem Jahr nicht
einmal die Kraft zum Gehen oder zum Sitzen hatte...Ich hatte für nichts
Kraft... die Infektion aß mich und meine Kraft. Lediglich einfache
Klinikbesuche erschöpften mich fast ebenso wie dieses Wandklettern. Ich
erinnerte mich daran, als ich einem Arzt damals sagte: «Ich will mein Leben
zurück! Was ich jetzt habe, ist kein Leben, bloß ein Ersatz. Ich werde MEIN
Leben entweder zu seiner Fülle zurückbringen oder es verlieren; mir passen keine
dazwischenliegenden Varianten". Das war gerade vor einem Jahr.
Ich kam nach Hause mit Beulen an den Knien aus
der Kletterhalle, mit zerkratzten und unbeweglichen wegen Überanstrengung Händen
(ein Hallo von der Myasthenie) aber erstaunlich glücklich. Ich dachte zu mir,
obwohl das Klettern (beides, in direkter und idiomatischer Bedeutung) eine
unglaublich komplizierte Angelegenheit ist, sei sie es wert! Und lass den
Gipfel unerreichbar sein, lass dich 100
Mal über einen Abgrund hängen und zehnmal fallenlassen (es ist so schön, eine
Sicherheitsausrüstung zu haben!)... lass es so hart für dich sein und keine
Kraft mehr zu haben... und es lohnt sich immer noch! Und außerdem gibt es ein
Gefühl von Überwindung... Überwindung von Erdanziehung, Überwindung von Furcht,
Vorurteilen, "Prognosen" ...Selbstüberwindung... Meine Güte! ES IST
ES WERT!
P.S. Meine Hände sind jetzt fast in
Ordnung und können bewegt werden, meine Beulen und Schrammen werden in einer
Woche verheilt sein... So, lasst uns weiter klettern?!" :)
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