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Märchen über Pinguine und Pterodaktylen
Es war einmal… Es lebten zwei Pinguine. Sie waren ganz gewöhnlich, wie Tausende und Millionen Pinguine herum. Sie lebten, arbeiteten und bauten ihren pinguinischen Kommunismus. Und sie glaubten: der gute Pinguin ist so einer, wie alle anderen. Diese Pinguine bekamen zwei Babys. Zwei Mädchen. Das jüngere war ein ganz normaler Pinguin und machte alles, was die Eltern sagten. Sie war also eine ganz richtige Pinguinin. Mit der älteren war aber etwas los. Sie hatte komischerweise ihre eigene Meinung, die sich von Meinungen des Rudels und ihrer Eltern unterschied. Die Eltern haben sie mehrmals daran erinnert, wie sie sie ausbrüteten und hungerten, wie sie sie verteidigten und wie undankbar sie sei. Die Pinguinin liebte ihre Eltern sehr und gab vor, dass sie ein ganz gewöhnlicher Pinguin sei, wie alle anderen im Rudel. Das gelang ihr aber nicht so gut…
Später gründete die Pinguinin ihre eigene Familie. Ihr Mann war ein Kaiserpinguin. Sie bekamen zwei Kinder. Der ältere wuchs als ein ganz normaler Pinguin aus und gründete seine eigene pinguinische Familie, mit dem kleineren Baby-Pinguin war aber etwas los. Es wuchs und wurde mit seinen Verwandten immer weniger ähnlich. Und noch mehr: es wurde zu Bedingungen des herumstehenden Lebens immer weniger angepasst. Es hatte fast kein Gefieder und fror, konnte nicht schwimmen und konnte deshalb kein Essen für sich besorgen. Seit einiger Zeit hörte es auf, mit seinem Rudel Schritt zu halten. Während alle Pinguine von einem Hügel nach unten auf Bauch rutschten, fuchtelte das kleine Baby-Pinguin mit seinen zu großen Flügeln. „Dein Baby-Pinguin ist nicht richtig, – sagte einmal Oma-Pinguinin ihrer Tochter, – guck mal, es ist zum Leben gar nicht angepasst, hör damit auf, in es deine Kräfte einzulegen, es zu wärmen und zu füttern. Dein Baby-Pinguin ist ein Fehler der Natur, lass es. Es ist dumm, dein Leben für Pflege dieses Mutanten auszugeben!". Und dann protestierte die Mutter-Pinguinin offen, vielleicht zum ersten Mal. Sie behauptete: wie auch immer falsch ihr Baby-Pinguin sein mag, wie auch immer schwer sein Ausleben im harschen Schnee sein mag, ist das trotzdem IHR Baby-Pinguin und IHR Leben, das sie diesem Fehler der Natur widmen will. Und die Eltern-Pinguine fuhren fort, ihr komisches Kind zu wärmen, zu füttern und mit zu tragen.
So lief die Zeit. Einmal, als der ganze Rudel wieder nach einander auf Bauch vom Hügel rutschte, stand das Baby-Pinguin-Mutant wie immer daneben und fuchtelte mit Flügeln. Plötzlich hob es ab und flog!!! „Guckt, guckt, sie fliegt!" – lärmte der Rudel. Alle Pinguine standen und sahen begeistert ihren Mutant-Stammesangehörigen fliegen. „Pinguine können aber nicht fliegen", – sagte jemand schüchtern. „Die unsere kann doch!" – sagten die Eltern-Pinguine stolz und beobachteten begeistert den unglaublich hohen Flug ihres auf der Erde so hilflosen Kindes. Und ein vorbei schwimmender Wal sah das alles, hörte das Gespräch und äußerte: „Ich wusste immer, dass ihr Pinguine als äußerst dumm seid. Sie ist ja kein Pinguin, sondern ein Pterodaktylus! Wieso habt ihr das immer noch nicht bemerkt?"
„Siehst du, unser Baby-Pinguin ist in Wirklichkeit ein Pterodaktylus", – besprachen das Geschehene die Eltern-Pinguine, als sie ihr vom Flug müdes Kind zum Schlafen legten. „Interessant, mit wem es ähnlich ist… Wahrscheinlich mit mir! Guck mal, meine Flügel sind länger als die von unseren Nachbarn-Pinguinen", – sagte stolz der Papa-Pinguin und hob sein Flügel hoch. „Nein, mit mir! – unterbrach Mama-Pinguinin. – Ich habe einen falschen Schnabel! Außerdem mag ich kein Wasser! Sag mal, gibt es einen Pinguin, der kein Wasser mag? Sie ist also bestimmt mit mir ähnlich!" „Vielleicht ist sie mit uns beiden ähnlich? Von mir die Flügel, von dir der Schnabel," – sagte der Kaiserpinguin. Sie schwiegen einige Zeit. „Aber wie konnten wir es nicht bemerken, dass unser Baby-Pinguin in Wirklichkeit ein Pterodaktylus ist? – äußerte die Pinguinin ein Gedanke, das die Beiden im Kopf hatten. – Und was meinst du, ist es Pterodaktylus glücklicher als wir Pinguine? Und als alle Pinguine herum?" „Ich weiß es nicht… Aber sie kann fliegen… Sie kann weit fern von hier fliegen, wo es (wie man sagt) keinen Schnee und keine Kälte gibt. Dort wird sie nicht frieren. Dort gibt es Essen auf der Erde und in der Luft und sie muss nicht tauchen, um einen Fisch zu fangen. Und noch sagt man, dort sei die Welt vielfärbig, nicht weiß wie bei uns… Wir Pinguine haben keinen Platz in dieser Welt, denn wir können nicht fliegen, aber sie kann…" – erzählte der Kaiserpinguin und umarmte die Pinguinin mit Flügeln.
„Dein Baby-Pinguin ist nicht richtig!" – warf die Oma-Pinguinin noch mal vor. „Das stimmt, die anständigen Pinguine fliegen nicht!" – sagte dazu der Opa-Pinguin. „Sie ist kein Pinguin! Sie ist ein PTERODAKTYLUS!!!" – sagte die Mama-Pinguinin stolz. „Und sie kann fliegen…" – sagte neidisch ein vorbei gehender Pinguin; er beobachtete lange den im Himmel schwebenden Mutanten und guckte zum Schluss traurig auf seine kurzen Flügelchen…
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Kategorie: Verschiedenes | Hinzugefügt von: Irinka (12.03.2011)
| Autor: Iryna Gavrysheva
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Aufrufe: 3697 | Kommentare: 9
| Rating: 5.0/1 |
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